Für mich begann die Berufsfototografie 1982. Auf der Meisterschule waren wir Fotografen aus den unterschiedlichen Berufszweigen. Da waren Werbefotografen, Portraitfotografen, einer war bei einem Museum angestellt, einer hatte eine Drogerie und wollte ins Hochzeitsfotografengeschäft, einer war bei einem Fachlabor.
Der Meisterkurs nahm nach Anfangsschwierigkeiten Fahrt auf. Wir hatten verschwenkbare Linhof- und Sinar Fachkameras, eine Negativ- und Positiv-Colorentwicklungsmaschine, mehrere Broncolor- und Multiblitz- Blitzsysteme und einige Mittelformatkameras. Zu dieser Zeit wurde in der Werbe- und Architekturfotografie mit Plattenkameras fotografiert. Das Bild wurde auf eine Mattscheibe an der Rückseite der Kamera seitenverkehrt und auf dem Kopf stehen projeziert. Wir hatten ein schwarzes Tuch über dem Kopf und stellten die Kamera ein.
Der Film war plan in einer Kassette, die mit einem Schieber vor Lichteinfall gesichert war.
Kurz vor der Aufnahme kam der Schieber aus der Kassette und das Bild wurde belichtet.
Das Filmmaterial musste zuvor in der Dunkelkammer in die Kassette gelegt werden.
Es gab 9x13 cm, 4x5 inch, 13x18 cm oder 8x10 inch Filmmaterial.
Zur Kontrolle gab es Polaroid Material in unterschiedlichen Größen.

Entsprechend waren auch die Vergrößerer.

Ich kam aus der Pressefotografie, war zuvor als Textmetteur, Klischograf und Pressfotograf tätig. Ich hatte 1982 eine Aufnahmeprüfung bei der Handwerkskammer in Stuttgart absolviert. Die Vorbereitung zur Meisterprüfung gliederte sich in 4 Teile. Teil 3 und 4, die den rechtlichen, betriebswirtschaftlichen und didaktischen Teil umfasste, hatte ich zuvor in mehreren Monaten Abend- und Wochenendschule absolviert.
Die Teile 1 und 2 waren der theoretische und praktische Teil, die in Stuttgart am Bildungszentrum für Berufsfotografie stattfanden. Lehrer bzw Ausbilder waren Berufsschullehrer von der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart und verschiedene Kollegen, die uns am BBZ oder im Studio ihre Arbeit zeigten.

Für mich war immer wichtig, den Begriff Fotografie ein wenig zu "entstauben". Ich hatte durch meine Fotografentätigkeit beim Zeitungsverlag Waiblingen für mich entdeckt, daß es mir unglaublich viel Freude bereitete, mit meinen Fotos Geschichten zu erzählen. So versuchte ich bei "Goldenen Hochzeiten", das Paar nicht nur einfach nebeneinander zu setzen, vielleicht noch mit dem Bürgermeister, sondern versuchte, die Stimmung von vielen Jahren Gemeinsamkeit einzufangen. Auch Jubilare fotografierte ich wenn möglich in deren Umfeld, ohne daß diese zuvor beim Friseur waren oder geschminkt waren.

Das Ergebnis waren und sind  natürliche Portraits, die  eine Geschichte erzählen.
Wenn ich heute gestylte Fotos von Personen zB auf einem Prospekt für einen Automobilbauer sehe,
dem der Stylist die letzte Locke um die Ecke föhnt und die Hand, die lässig in der Hosentasche sein soll, so dreht, daß diese "vorteilhaft" aber völlig verkrampft aussieht, muss ich grinsen.

Diese Geschichte schreibe ich, wie ich Lust und Zeit habe, weiter..


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